DIGITALE TECHNIKEN KÖNNEN
NACHHALTIGKEIT UNTERSTÜTZEN

Start



Digitalisierung und Nachhaltigkeit ergänzen sich auf vielfältige Weise. Viele Handwerksbetriebe haben den Weg hin zum papierlosen Büro und somit als weiteren Schritt auch zur papierlosen Produktion längst beschritten. Sie sparen nicht nur große Mengen Papier ein, sondern können ihre Prozesse auch durchgängiger und effizienter gestalten.

Handwerksbetriebe sind in eine Lieferkette eingebunden und mittlerweile vielfältig über digitale Portale mit Lieferanten und weiteren Partnern in der Wertschöpfungskette vernetzt. Mittels Digitalisierung lassen sich wichtige Energie- und Materialverbräuche einfacher darstellen. Das Unternehmen kann bei unerwünschten Abweichungen schneller reagieren und gegensteuern. Digitale Überwachung ist ein wichtiger Baustein für eine transparente und sichere Anlagenverfügbarkeit, für vorausschauend geplante Wartungsintervalle und überwachte Energieverbräuche von Maschinen und Anlagen.

Digitale Materialpässe, wie sie in Zukunft in einer zirkulären Wirtschaft zu erstellen sind, lassen Stoffströme effizienter steuern und zum Beispiel Recyclingmöglichkeiten sichtbar werden. Mit Hilfe eines digitalen Zwillings, der schon bald zur Normalität werden wird, lassen sich alle Komponenten eines neuen Produkts digital abbilden und es entstehen nicht unnötige Prototypen, die oftmals mit Material- und Energieverschwendung einhergehen.

Videokonferenzen werden weiterhin dazu beitragen, dass mancher unnötig gefahrene Kilometer auf der Straße auch künftig vermieden wird. Mit Hilfe eines digitalen Flottenmanagements lassen sich auch Fahrtrouten in Handwerksunternehmen nachhaltiger gestalten.

Thomas Melchert
stellvertretender Geschäftsführer
Geschäftsbereich Wirtschaftsförderung
 

Die Freude am Realisieren neuer Ideen

Georgios Staikos, Nico Innenausbau
„Wenn man sucht, stolpert man manchmal über etwas.“ So lapidar erzählt Staikos, wie seine Idee entstand, in seinem Münsterländer Heimatort Beckum ein Haus aus Beton zu drucken. Regelmäßig recherchiert Staikos im Internet zu Zukunftstechnologien. „Es ist mein Hobby, technische Visionen zu realisieren.“ Als er auf gedruckte Häuser stieß, ließ ihn „diese verrückte Idee“ nicht los. Sein Handwerksbetrieb, Nico Innenausbau, bietet kein Maurerhandwerk an; 3D-Betondruck industrialisiert den Bau vielmehr. Für Staikos schadet das dem Handwerk aber nicht: „Es gibt Fachkräftemangel bei den Maurern. Der Hausbau mit dem Betondrucker bietet die Chance, diesen zu kompensieren und andere Gewerke in die Folgearbeiten einzubinden. Außerdem könnte die Technik das Maurerhandwerk digital erweitern.“

Staikos fand nach einigen Recherchen den weltweit tätigen Baudienstleister Peri in Weißenhorn als Anbieter dieser Bautechnologie. Er rief dort an und fragte, warum es in Deutschland bisher kein 3D-Haus gebe. Die Antwort lautete: „Zu viel Bürokratie.“ Staikos bohrte weiter: „Was braucht man für die Umsetzung?“
„Ein Grundstück, einen Bauherrn, eine Genehmigung und einen Bauunternehmer.“ „Ich habe alles, kommen Sie zu uns nach Beckum“, lud der Handwerker den internationalen Konzern ein.

Als das Treffen im Rathaus der Stadt Beckum stattfand, bestanden bereits Kontakte zum Grundstückseigentümer, einem Architekten und dem Zementhersteller HeidelbergCement mit einem Werk im benachbarten Ennigerloh. Mit von der Partie war auch der damalige Bürgermeister, Dr. Karl-Uwe Strothmann. Von der Idee, das erste gedruckte Wohnhaus Deutschlands in Beckum zu bauen, waren alle begeistert. Problematisch war nur, dass es keine Normen für die Baugenehmigungen und die Materialverwendung gab.

Das Vorhaben wurde dem NRW-Bauministerium präsentiert. Dieses stellte zunächst eine Genehmigungszeit von mehreren Jahren in Aussicht. Staikos: „Wir versuchen trotzdem, etwas zustandezubringen.“ Die Technische Universität München übernahm die Materialprüfung – mit positivem Ergebnis. Nach sechs Monaten war das Vorhaben komplett durchgenehmigt. Die Arbeit konnte starten. Das Bauministerium bewilligte später eine Förderung. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach besuchte die Baustelle zur Überreichung des Bescheids.

Lokale und überregionale Medien begleiteten die Pionierarbeiten mit Interesse: Zunächst legten Handwerker das Fundament und die Bodenplatte für das künftige Mehrfamilienhaus. Dann installierte Peri den Drucker. Er besteht aus einem Gestell mit vier Achsen à 15 Metern, entlang derer ein zwei Zentner schwerer Druckkopf seine Bahnen zieht. Er wird über einen Schlauch ständig mit Beton befüllt und trägt den Beton in zwei Zentimeter dicken Schichten auf. So schafft die Maschine einen Quadratmeter Wand in fünf Minuten. Ein Computerprogramm steuert den Drucker nach einem 3D-Modell des späteren Hauses. Aussparungen für Fenster. Türen, Kabel und Rohre sind einprogrammiert. So wächst ein Haus gleichmäßig über den gesamten Grundriss von unten nach oben.

„Der Rohbau war doppelt so schnell fertig wie bei konventioneller Bauweise. Alles lief reibungslos“, berichtet Staikos. Seitdem sind weitere Bauberufe in dem Gebäude am Werk. Auch sie konnten hier neue Erfahrungen machen. Staikos ist Teamgeist wichtig. Ende Juli soll das Wohnhaus mit drei Stockwerken fertig sein. Es steht dann interessierten Fachleuten und der Öffentlichkeit für eineinhalb Jahren zur Besichtigung offen.

Die Pläne des Ideengebers gehen weiter: Gemeinsam mit drei weiteren Gesellschaftern hat Staikos auf Schloss Crassenstein im Nachbarort Wadersloh das „Innovationszentrum Westfalen“ gegründet. Dieses möchte eine ganze Siedlung auf diese Weise planen und bauen lassen. Der Fokus liegt auf erneuerbaren Energien, ökologischen Baustoffen, effizientem Bauen und Hochtechnologie im Maschinenbau. Erfinder und interessierte Firmen sollen zusammengebracht werden. „Auch ein Handwerker kann etwas Größeres schaffen“, freut sich Staikos und widmet sich als Bauunternehmer vermehrt seinem „Hobby“, neuen Technologien.
 

Digitalisierung im Handwerk hat Schub bekommen


In der Corona-Pandemie hat die Digitalisierung im Handwerk einen deutlichen Schub bekommen: Seit deren Ausbruch ergriffen 73 Prozent aller Handwerksbetriebe Möglichkeiten der Digitalisierung. 45 Prozent wollen dieses veränderte Nutzungsverhalten ganz oder teilweise beibehalten. Das zeigt die Corona-Blitzumfrage der Handwerkskammer Münster Anfang September. Daran nahmen 444 Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region teil.

Für die Zukunft fordert HWK-Präsident Hans Hund eine bessere Internetverfügbarkeit und die Sicherung des Transfers hoher Datenvolumen für alle Betriebsstandorte. „Nur so lässt sich die weitere Digitalisierung zukunftsfähig umsetzen.“ 

Fast die Hälfte aller Handwerksbetriebe hat seit Ausbruch der Corona-Pandemie für einen Teil seiner Beschäftigten Homeoffice eingeführt. Davon möchte jeder Zehnte das Arbeiten von Zuhause auf Dauer fortführen, jeder Dritte zumindest teilweise. Die Mehrheit (56 Prozent) sieht Homeoffice jedoch nur als vorübergehende Lösung an und zieht Präsenzarbeit vor.
73 Prozent der Befragten berichten, dass sie seit Pandemiebeginn Geschäftsprozesse digitalisiert hätten. 60 Prozent wollen hier auch künftig vorankommen. Die Möglichkeiten von Online-Weiterbildung nutzten bislang 72 Prozent. Dies wollen 57 Prozent auch künftig tun. Erfahrungen mit Videokonferenzen machten 61 Prozent. 43 Prozent möchten daran ganz oder teilweise festhalten
 

Digitalwoche: „Digitalisierung weht wie Tornado durch Gewerke“


Die Digitalisierung sei wie ein Tornado, der durch alle Gewerke fege. Der Markt an digitalen Möglichkeiten rund um das eigene Produkt werde in Zukunft immer größer. Betriebe könnten mit Hilfe der Digitalisierung einen Mehrwert für ihr Unternehmen schaffen. Das betonte Prof. Dr. Ralf Ziegenbein, FH Münster, im Rahmen der Online-Digitalwoche der Handwerkskammer Münster mit 360 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

In neun einstündigen Einheiten brachten Experten ihnen verschiedene Themen näher. Zum Online-Marketing unterstrichen Sebastian Peter und Lara Pujol vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation, dass Soziale Medien keine Werbefläche seien. „Instagram, Facebook & Co. richtig zu nutzen, ist insofern eine herausfordernde Aufgabe. Die Website an sich bleibt dabei die ‚Digitale Heimat‘ für den Handwerksbetrieb.“ Der Dienstleister Markus Tombült (Coesfeld) weiß: „Fast jede zweite Suchanfrage bei Google besitzt inzwischen einen lokalen Bezug.“ Für regional tätige Handwerksbetriebe böten sich hier enorme Chancen, ihre Sichtbarkeit im Internet zu steigern und neue Kunden zu gewinnen.

Es gab zudem jede Menge Techniktipps: Die digitale Arbeitszeiterfassung könne als Chance verstanden werden, um die Prozesskosten und den Prozessaufwand zu reduzieren, stellte Michael Liebsch (Spelle) vor. Das schaffe Transparenz und Verlässlichkeit.

„Drohnen bieten eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten im Handwerk, zum Beispiel für die Situationserfassung und Qualitätskontrolle, Aufmaß oder Prozessüberwachung. Aber stets seien auch die aktuellen Regulierungen wie die EU-Durchführungsverordnung von Belang“, stellte Lars Häckel (HWK) vor.

Jeder Prozess im Unternehmen könne digitalisiert werden. Die Fragen, ob dies branchenneutral oder mit einer Branchensoftware, cloudbasiert oder lokal, als Abo oder Kauf, als Insellösung, durchgeführt werden solle, bedürfe einer intensiven Analyse, so Jochen Rüdel (Karlsbad).

Für die Baugewerke empfahl Prof. Dr. Anica Meins-Becker (Bergische Universität Wuppertal) BIM. Dieses digitale Werkzeug helfe in der Bauausführung durch eine hohe Transparenz. Es sei ein unverzichtbares Tool bei der Änderungsnachverfolgung, der Mengen- und Massenermittlung, der Kostenermittlung, der Terminplanung und der Fortschrittskontrolle. Die Wissenschaftlerin hob auch die Vorteile einer physischen Visualisierung mittels Augmented Reality (AR)-Systemen hervor, was das Handwerk bei vielen Prozessen unterstütze: Entscheidungsfindung, Bemusterung, Arbeitsvorbereitung, Einbau, Abnahmedokumentation, Mängelmanagement, Wartung beziehungsweise Instandhaltung.

„So vielfältig wie die Digitalisierung selbst sind auch die Möglichkeiten der Förderung von Bund und Land. Mit einer finanziellen Beteiligung lässt sich die Wirkung steigern und beschleunigen“, resümierte Andreas Spiller (HWK). Insbesondere für mittel- und langfristige Investitionen in die Digitalisierungsausstattung solle am besten frühzeitig eine Orientierung über und Teilnahme an Förderprogrammen erfolgen.
 
www.hwk-muenster.de/handwerkdigital
www.handwerkdigital.org
 

Weiterbildung zum Digitalisierungsmanager


Mit dem neuen Online-Lehrgang „Digitalisierungsmanager/in“ liefert das Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) Münster Handwerksbetrieben das Wissen für den Einsatz digitaler Technologien. Zielgruppe sind Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungs- und Fachkräfte, die die Vorteile der Digitalisierung nutzen wollen. Angesprochen sind alle Gewerke, zuvorderst die Baubranche.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, Chancen und Notwendigkeiten von Digitalisierung zu erkennen, das Potenzial des eigenen Handwerksbetriebs zu bestimmen und Einsatzmöglichkeiten zu bewerten. Die Inhalte decken Projektmanagement, Mitarbeiterkommunikation, digitale Geschäftsprozesse, Online-Marketing, Informationssicherheit und digitale Werkzeuge ab. Der Lehrgang findet vom 16. April bis 25. Juni freitags an acht Nachmittagen online und einmal ganztägig im HBZ statt. Er wird vom Bundeswirtschaftsministerium und Mittelstand Digital im Rahmen des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk finanziell gefördert.
 

GEP digital: Binational betriebliche Prozesse digitalisiert und optimiert


Das deutsch-niederländische Projekt „GEP (grenzenlos, effizient, produktiv) digital“ befindet sich auf der Zielgeraden. Bis zum 30. August werden 46 kleine und mittelständische Unternehmen im niederländisch-deutschen Grenzgebiet der Euregio die Projektangebote von GEP digital zur Prozessvisualisierung und Prozessoptimierung in Anspruch genommen haben. Die Handwerkskammer (HWK) Münster ist hauptverantwortlicher Partner des grenzüberschreitenden geförderten Projekts.

Im Fokus stand bei GEP das Ziel, interessierte Betriebe verschiedener Branchen mit der grafischen Visualisierungsmethode BPMN2 (Business Process Model and Notation) vertraut zu machen. Dafür wurde eine Schulung konzipiert. Die Teilnehmer:innen erhielten anschließend ein individuelles Coaching durch den niederländischen Projektpartner Vosteq aus Almelo. Dabei wurde ein eigener Teilprozess auf Optimierungsansätze untersucht und effizient neu gestaltet.

Coronabedingt wurde „GEP digital“ zweimal verlängert und das Konzept für die ursprünglich angedachten Präsenzschulungen seitens des niederländischen Partners STODT aus Hengelo in ein Onlineseminar überführt. Wegen der Pandemie mussten auch die Coachings zum Teil digital durchgeführt werden. Inhaltlich wurde das Projekt in der Verlängerung um Quick Response Manufacturing (QRM) als Managementmethode zur Verkürzung der Durchlaufzeit angereichert.

Einer der Betriebe, die über GEP-Projekte Verbesserungen einführten, ist das Handwerksunternehmen Bernhard Upmann Verpackungsmaschinen in Rheine. Upmann beliefert weltweit Kunden aus dem Agrarsektor, die Lebensmittel verpacken. Dabei gibt es einen Trend hin zu Papier; Umwelteinflüsse spielen eine zunehmende Rolle. „Wer auf hohe Qualität und ökologische Erzeugung Wert legt, der möchte keine Produkte kaufen, die in Folie verpackt sind. Die Papiertüte ist wieder stark im Kommen,“ erklärt Geschäftsführer Thomas Huesmann.

Sein Unternehmen war schon bei dem GEP-Vorgängerprojekt mit dem „Lean & Green-Check“ dabei, der die ökologische Ausrichtung bestärkte. Im Rahmen von GEP digital wurde BPMN2 eingeführt. Auch das Angebot zu QRM griff der Betrieb auf. Den Grund nennt Konstruktionsleiter Florian Dropmann: „Viele Prozesse im Betrieb werden erst deutlich, wenn sie grafisch dargestellt und damit exakt vor Augen geführt werden können. Diese Möglichkeit bietet QRM und dadurch verbessern wir den Produktionsprozess.“ Bei der Umsetzung der drei Verfahren, an denen das Unternehmen teilnahm, sei die rechtzeitige Einbeziehung des gesamten Teams besonders wichtig gewesen, betont Huesmann: „Wir haben Interviews mit allen Mitarbeitern geführt und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen gespürt.“

Bestandteil des grenzüberschreitenden Projekts war neben den Schulungen und Coachings der binationale Erfahrungsaustausch der Partnerbetriebe untereinander. Diese Möglichkeit der Kommunikation nahmen zahlreiche Projektteilnehmer auch bei der binationalen virtuellen Abschlussveranstaltung wahr. Projektleiter und stellvertretender HWK-Geschäftsführer Thomas Melchert betonte, dass Prozesseffizienz für alle Betriebe relevant sei und sich BPMN2 als Methode zur Prozessvisualisierung als ein sehr gutes Werkzeug erwiesen habe.

Seitens der niederländischen Unternehmensberatung Vosteq stellte Willem Lenselink heraus, dass sowohl die Optimierung der Ressourcenplanung ERP inklusive Auswahl und Implementierung als auch eine Optimierung des Produktionsplans und eine insgesamt bessere Auslastung vorhandener Kapazitäten zu den wesentlichen Beratungsthemen im Rahmen der Coachings gezählt hätten.

Neben der HWK und STODT gehört der Landkreis Grafschaft Bentheim zu den Partnern von GEP digital. Das Projekt wurde seit September 2019 mit rund 200.000 Euro aus INTERREG-V-Fördermitteln unterstützt.

www.netzwerk-gep.de
 

Zeit im Lockdown innovativ genutzt

Portrait Christoph Wendt, Prachtburschen – G&W skincare GmbH

Portrait Christoph Wendt, Prachtburschen – G&W skincare GmbH

Christoph Wendt möchte Mut machen: Als Mitinhaber des Kosmetikstudios Prachtburschen in Münster ist er in einer von Kontaktbeschränkungen besonders betroffenen Branche unternehmerisch tätig – und sagt: „Der Lockdown hat eine positive Eigenschaft: Man hat auf einmal sehr viel Zeit.“ Als sein Betrieb schließen musste, brachte er den stationären Handel mit Hautpflegeprodukten und den Internet-Shop zusammen.

Das Ergebnis von 800 Stunden Arbeit ist ein Online-Hautpflegeberater. Damit können Nutzer ihren Hauttyp und -zustände bestimmen, ohne beides vorher zu kennen. Digital lassen sich Bedürfnisse der Haut und Produktempfehlungen ableiten. „Die kleinteilige Ausarbeitung wäre im regulären Tagesgeschäft nicht möglich gewesen“, so Wendt. Die Innovation spricht sich herum: Kosmetikhersteller haben Interesse bekundet und Kunden aus anderen Städten sind darauf aufmerksam geworden.
 

Hannover Messe digital als Chance

Gerhard Spreckelmeyer, Spreckelmeyer Sondermaschinenbau GmbH in Lengerich

Gerhard Spreckelmeyer (M.), Inhaber der Spreckelmeyer Sondermaschinenbau GmbH in Lengerich, mit Geschäftsführer Rainer Faste (l.) und Projektleiter Jörg Marheim (r.).

„Die Hannover Messe 21 – Digital Edition war ganz anders. Wir haben neue Erfahrungen gemacht.“ So bewertet Gerhard Spreckelmeyer (M.) die 13. Teilnahme seines Sondermaschinenbaubetriebs in Lengerich am Zuliefergemeinschaftsstand des Handwerks auf der Industriemesse. Dafür hatte Spreckelmeyer ein Messestudio in einem Büro eingerichtet.

Er, Geschäftsführer Rainer Faste (l.) und Projektleiter Jörg Marheim (r.) präsentierten auf der Internetplattform der Messe eine Roboterautomatisierung und stellten Besuchern ihre Produkte live vor. „Am ersten Messetag ist noch nicht so viel passiert. Da haben wir die Möglichkeit entdeckt, Interessenten an Produkten, die auch unser Betrieb herstellt, herauszufiltern. Wir haben somit die Chance, im Nachgang mehr Kontakte als sonst zu knüpfen“, ist Spreckelmeyers optimistisches Fazit. Den bundesweiten Gemeinschaftsstand hat die Handwerkskammer Münster organisiert.
 

Studierende untersuchen Gebäudemängel

Gruppenbild AK Bau

Im Bild (v.l.): die Studierenden Timo Stickan, Amr Abouawad, Julia Rott, Mats Potthast, Nina Kock, Kevin Lehmann mit HBZ-Dozentin Elfriede Heidhoff.

Mit neuster Messtechnik und Mini-Videoskopen untersuchen acht angehende Bauingenieure den Zustand von Gebäuden auf dem stillgelegten Gelände der ehemaligen Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft in Haltern am See. Die Studierenden an der Akademie Bauhandwerk erfassen und bewerten die Bausubstanz aus dem beginnenden zwanzigsten Jahrhundert als Praxisprojekt.

Dieses ist Teil des Studiengangs „Bauen im Bestand – Bachelor of Engineering“, den das Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) Münster in Kooperation mit dem Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster durchführt. Risse, Beschädigungen, Feuchte, Schimmel, Fäulnis und konstruktive Defekte werden in einem Schadenskataster dokumentiert. Dieses bildet die Grundlage für mögliche Instandsetzungsarbeiten. Die Dokumentation wird abschließend dem Kreis Recklinghausen als Projektpartner präsentiert und soll in Planungen für die die künftige Entwicklung des Geländes in Sythen einfließen.
 

Digitales Osterbackbuch aus drei Ländern

Im Bild (v.l.): Leon Gejas (Confiserie Rabbel, Westerkappeln), Laureen Schütte (Bäckerei/Konditorei Voss, Metelen) und Victoria Frahling (Konditorei Probst, Steinfurt).

Im Bild (v.l.): Leon Gejas (Confiserie Rabbel, Westerkappeln), Laureen Schütte (Bäckerei/Konditorei Voss, Metelen) und Victoria Frahling (Konditorei Probst, Steinfurt).

Partnern aus drei Ländern einen internationalen Lehrlingsaustausch für Auszubildende im Konditorhandwerk in digitaler Form durchgeführt. Daran nahm jeweils eine Schulklasse aus Deutschland, Finnland und Frankreich teil. Drei Auszubildende aus jeder Klasse waren Gruppensprecher in den internationalen Videotreffen. Darin tauschten sie auf Englisch Erfahrungen und Rezepte für Ostergebäck aus.

Diese backten alle Auszubildenden nach und entwickelten ein eigenes internationales Ostergebäck, was wiederum vorgestellt wurde. Die Rezepte trugen alle in einem Dreiländerbackbuch auf Instagram zusammen. Im Berufskolleg Rheine waren (v.l.) Leon Gejas (Confiserie Rabbel, Westerkappeln), Laureen Schütte (Bäckerei/Konditorei Voss, Metelen) und Victoria Frahling (Konditorei Probst, Steinfurt) die Gruppensprecher.

www.instagram.com/project.easter.recipe.book

 

Mit Kreativität mehr Kunden gewonnen

Geschäftsführer Dr. Florian Böckermann von der FINNE-Brauerei in Münster

Geschäftsführer Dr. Florian Böckermann von der FINNE-Brauerei in Münster.

Die Gastronomie der Bio-Brauerei Münsteraner Finne muss seit Monaten geschlossen bleiben. Damit entfällt der Ausschank des Craft Biers. Dennoch blickt Geschäftsführer Dr. Florian Böckermann optimistisch in die Zukunft. Im Frühjahr entdeckte das Finne-Team die Möglichkeiten von Online-Seminaren für sich.

Seitdem werden Biertastings über Livestreams durchgeführt: Biergenießer können sich per E-Mail als Gruppe anmelden, erhalten per Post verschiedene Biersorten und nehmen an einer Einführung in die Rohstoffe, den Brauprozess und die Craft Biere mit Kostung via Videokonferenz teil. „Die Zielgruppe wird immer diverser. So erreichen wir überregional mehr andere Kunden“, freut sich Dr. Böckermann. Das Angebot werde sensationell angenommen. Auch der Handelsverkauf der Finne-Flaschenbiere steige.
 

Arbeitnehmertagung: Ehrenamtler beleuchteten Digitalisierung

Gruppenbild Arbeitnehmertagung 2021

Zur Tagung der Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter in der Vollversammlung der Handwerkskammer begrüßte Bernhard Blanke (vorn, 3.v.r.) Hans Hund, Jürgen Kroos (vorn, 3. und 4. v.l.) und Matthias Heidmeier (vorn, 2.v.r.).

Zu Zukunftsthemen des Handwerks in Austausch kommen – dazu bietet die Herbsttagung der Arbeitnehmervertreter in der Vollversammlung der Handwerkskammer Münster jährlich Gelegenheit. „Es ist wichtig, diese Aufgaben gemeinsam als Arbeitnehmerschaft in der Handwerksorganisation zu gestalten“, betonte Vizepräsident Bernhard Blanke bei der Begrüßung der Teilnehmer und Gäste.

Schwerpunkt der Veranstaltung bei der Firma Tobit Software in Ahaus, bei der sich die zwanzig Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmerseite in der Vollversammlung über aktuelle Themen informieren und austauschen konnten, war die Digitalisierung.

Handwerkskammer-Präsident Hans Hund betonte: „Den Ehrenamtsträgerinnen und -trägern ist es nicht egal, wie sich unsere Gesellschaft, unser Land, die Kultur und Bildung und viele andere Bereichen entwickeln, die unser gemeinsames Leben bestimmen.“ Ehrenamt sei für Handwerker Ehrensache, so Hund.

Mathias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages, ergänzte: „Im Handwerk gibt es eine besondere Kultur der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.“ Trotz aller aktuellen Herausforderungen wie die Corona-Pandemie und die Flut in NRW dürften Zukunftsthemen wie die Fachkräftesicherung, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht aus dem Blick geraten, so Heidmeier.

Arbeitgeber-Vizepräsident Jürgen Kroos verdeutlichte, wie die Digitalisierung im Kraftfahrzeughandwerk Einzug erhalten habe. „Die Möglichkeiten der digitalen Fortschritte sind schon heute nicht mehr wegzudenken“, so Kroos.

Gleiches gelte für den Bildungsbereich, unterstrich Katharina Semmler, Leiterin des Bildungszentrums der Handwerkskammer Münster. Klar sei, dass das HBZ ein etablierter Partner für Online-Bildungsangebote werden müsse. Semmler: „Die Erwartungen steigen mit Verlauf der Pandemie. Der Online-Unterricht ist keine Episode, sondern fester Bestandteil zukünftiger Lehre.“

Blanke resümierte nach einem gemeinsamen Rundgang über den Tobit.Campus: „Für die Nachhaltigkeit und Digitalisierung haben wir heute viele positive Beispiele gesehen, die wir in unsere tägliche Arbeit einfließen lassen wollen“.